Spiegel deiner selbst

Spiegel deiner selbst

Spiegel deiner selbst

Wenn wir vor einem Spiegel stehen, dann können wir manchmal gar nicht recht hinschauen oder wir verschließen unsere Augen, denn das, was wir da sehen, könnte unbequem und sogar unangenehm sein, z.B. das morgendlich zerknautsche, das dem Alter seinen Tribut zollende oder das Gesicht des Menschen, der wir gerade nicht sein möchten. Erblicken wir uns dann doch im Spiegel, macht sich manchmal Unzufriedenheit breit und wir beginnen uns zu schminken, zu rasieren und zu kämmen und uns herzurichten und schön zu machen. Wir möchten dann schöner ausschauen, manchen kleinen Makel verstecken oder uns künstlich verhübschen.

Wenn wir jedoch offen unser Spiegelbild betrachten, so weckt dies vielleicht Interesse und Neugierde, uns einmal ganz mit diesem Bild, unserem Selbst zu beschäftigen. Je tiefer du dich in dieses Bild deiner Selbst sinken lässt, Gedanken kommen und wieder gehen lässt, einfach wahrnimmst, ohne etwas Konkretes zu fokussieren, erblickst du möglicherweise jemand ganz Neues und Fremdes. Vielleicht verändert sich dein Gesicht und du meinst Eltern, Tanten oder andere Gesichter zu erkennen – vielleicht tauchen da auch Tiergesichter oder andere Wesen auf, deren Aspekte du in dir trägst oder die in dir anklingen. So kannst du dich in deinem Spiegelbild erforschen und dein Wesen erkennen.

Namaste

Namaste ist die rituelle Begrüßung, die wir in vielen tantrischen Begegnungen wählen, um unsere Ausrichtung für diese Begegnung zu klären. Eine recht freie Übersetzung des Namaste lautet “ Namaste, ich grüße und ehre dich als göttliches Wesen und Spiegel meiner selbst.“ Genauso verstehen wir jede Begegnung mit einem Anderen als Gelegenheit, uns selbst zu erfahren, unser Selbst zu erblicken wie im Spiegel unseres Zimmers. Jede Begegnung mit einem Menschen, und ich möchte es hier bewusst erweitern, mit einem Wesen, mit einem Ding, mit der Welt steckt die unermesslich wertvolle Chance, deiner selbst gewahr zu werden und dich zu erkennen.

Und in dieser Begegnung stellst auch du dich deinem gegenüber als Spiegel zur Verfügung. Wenn du einer Frau, einem Mann begegnest, wirst du angezogen, verführt oder auf vielfältige Weise herausgefordert. Du kommst in Kontakt mit deinen Wünschen, Fantasien, Grenzen, deiner Wut, Lust, deinem Besitzdenken, deiner Eifersucht oder auch deiner Traurigkeit und deinem Glück. Begegnungen mit dem Anderen zeigen dir dein lebendiges Selbst – im lebendigen Spiegel des Gegenübers.

Im Spiegel verbunden

Da treten zwei lebendige und eigenständige göttliche Wesen in Verbindung miteinander – Namaste – im Bewusstsein, für einander Spiegel zu sein. Lässt du dich mit dieser Ausrichtung tiefer und tiefer auf Begegnung ein, so verändert sich deine Erfahrung des eigenen Getrenntseins von anderen Wesen. Beim gelassenen, wachen und klaren Eintauchen in diese Erfahrung, bei dieser Meditation, wird zunehmend Liebe die Grundlage deiner Betrachtung werden – für dich und die Welt.

Wir laden dich ein, immer öfter und länger in den Spiegel anderer göttlicher Wesen und der Welt mit der Ausrichtung des Namaste zu schauen, um so vielleicht immer häufiger und länger deine Verbindung zum Anderen in dieser Welt in deinem Inneren zu spüren.