Glückliche Beziehungen passieren nicht einfach, sie brauchen Aufmerksamkeit.
Paare in einer längeren Beziehung erfahren den gemeinsamen Weg immer wieder als sich abwechselnde Phasen des näher Kommens und des sich voneinander Entfernens, gleich wie ein Pulsieren des Ozeans des gemeinsamen Lebens mit seinen Wellen am Strand, die kommen und gehen. Vielleicht kennst du das aus deiner Partnerschaft?
Zu Beginn einer Beziehung erleben wir oft intensive gegenseitigem Anziehung mit Phasen von Nähe. Gemeinsam bauen wir mit dieser Aufmerksamkeit das Fundament für ein Miteinander, das unser Bedürfnis nach Verbundenheit nährt – und das ist gut so, denn sie soll uns gemeinsam tragen.
Wenn sich dann die Beziehung allmählich festigt und sich mehr und mehr ein Gefühl der sicheren Bindung einstellt, wenden wir unsere Aufmerksamkeit ganz natürlich wieder nach außen, zu den anderen wichtigen Bereichen unsres Lebens, wie Arbeit, Familie und Freundschaften.
Gleichzeitig ist es für ein lebendiges Miteinander in der Paarbeziehung wichtig, uns immer wieder mit der gleichen Neugier, Aufmerksamkeit und Fürsorge einander zuzuwenden und unser Bedürfnis nach dem Gefühl sicherer Bindung, anzuerkennen.
In unserer geschäftigen und anspruchsvollen Welt voller Verpflichtungen und Ablenkungen verlieren wir leicht unsere nächste Beziehung aus den Augen. Sie wird vielleicht zur Gewohnheit wie ein Möbelstück, das dauernd da steht. Manchmal denken wir vielleicht daran, unsere Partner:in mit großer Aufmerksamkeit, Neugier und Überraschung zu begegnen und damit zu überraschen, doch schnell verfliegt dieser Gedanke ohne böse Absicht, einfach weil das Leben es anders meint.
Oft glauben oder vertrauen wir in diesem Trott darauf, dass die Liebe stark genug ist, um ohne Aufmerksamkeit zu überleben. Doch wenn die Kraftquelle der Verbundenheit zerfließt, wird das Pulsieren flacher und weniger spürbar.
Wie lässt sich Verbundenheit wieder intensiver spüren und das Fundament der Beziehung stärken.
- Zunächst steht da die Wahrnehmung, dass die Beziehung nicht mehr im Fokus der Aufmerksamkeit des täglichen Lebens steht. Dabei stellt sich leicht ein Abrutschen in Emotionen ein, denn dieses Eingeständnis rüttelt schnell an unserem Grundbedürfnis, sicher gebunden zu sein. Vielleicht entstehen daraus Vorwürfe oder Schuldgefühle, wo doch eine wache und interessierte Klarheit hilfreich wäre.
- Manchmal ist dann ein fruchtbarer Austausch über den Zustand des Miteinander schwer und entgleitet. Die wünschenswerte Kommunikation mit Worten und Berührungen erfordert vielleicht eine Vorstufe, die eine fruchtbare Gelassenheit entstehen lässt.
- Danach kann vieles Neues und Wertvolles entstehen – alles kann, nichts muss.
Für glückliche Beziehungen kann vielleicht die im Folgenden beschriebene kleine Übung helfen, die Zeit, den Aufwand und das Risiko des Misslingens reduzieren, wieder zueinander zu finden – einfach mal ausprobieren?
- Setze dich mit dem Rücken an die Wand oder eine starke Lehne und lass deinen Partner:in sich an dich lehnen. Lege dabei deine Hände behutsam auf den Herzbereich deiner Partner:in und sei wortlos gelassen, wach und klar in dieser Verbundenheit präsent.
- Wechselt nach 5-10 min die Positionen, so dass nun der andere Partner:in so gehalten wird.
- Nehmt euch anschließend weiter 5-10 min Zeit, einander gegenüber zu sitzen und in die Augen zu schauen – gelassen, wach, aufmerksam. Jeder nimmt für sich wahr, was gerade da ist. Nach der Zeit dankt euch für diese Begegnung
- Schließe deine Augen und nimm noch einen Augenblick für dich selbst wahr, welche Veränderungen eingetreten sind.
- Vielleicht ist dann eine verstärkte und tiefe Begegnung wieder leichter möglich geworden.
Die Begegnung als zentrales Moment für glückliche Beziehungen braucht Räume. In unserem Paarseminar Kraftvolle Verbindung ermöglichen wir Paaren wieder Begegnungen, die im Alltag manchmal verloren gegangen sind.